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Das Leben danach


Das Leben nach dem Krieg gestaltete sich für jeden unterschiedlich. Betroffene des Holocaust machten sich Gedanken um ihre Verwandten. Die Fragen, wo sie denn jetzt seien und wie es ihnen geht, bereitete den Angehörigen große Sorgen und Ängste. Viele verloren auch ihr zu Hause und stellten sich nun nach dem Ende des Krieges die Frage, wohin sie denn nun gehen sollen, denn sie hatten ja keinen Ort mehr zu dem sie zurückgehen konnten. Die Menschen, welche den Holocaust im zweiten Weltkrieg unterstützt hatten, waren sich nun unsicher, wie es denn nun weitergehen sollte. Denn nach und nach realisierte die Gesellschaft und auch sie selber das Ausmaß der Handlungen, welche in den letzten Jahren stattgefunden hatten. Dies bemerkten auch die Täter und versuchten ihre Verbrechen zu vertuschen beziehungsweise zu verschweigen. Es gab auch viele Fluchtversuche der Täter, da sie Angst vor der anstehenden Bestrafung hatten, den dieser wollten sie sich nicht entgegen stellen.
Auch die Familie von Abraham Brettler musste nach dem Krieg einen neuen Weg finden. Abraham Brettler, der am 2. November 1932 in Kolomea geboren wurde, hatte einen Sohn namens Alexander und zwei Töchter, Mally und Rosi. Alexander Brettler heiratete am 16. Juni 1943 Käthe Blumenhain, sie behielten den Nachnamen Brettler und bekamen eine Tochter mit den Namen Gittel Brettler. Auch Mally heiratete und nahm den Nachnamen ihres Mannes „Salzmann“ an. Am 29. September 1941 brachte auch sie ein Kind zur Welt mit dem Namen Uri Salzmann.
Gittel und ihre Mutter überlebten Theresienstadt und kamen im Sommer 1945 zurück nach Berlin, wohnten zunächst in der Käthe-Kollwitz-Straße und später in der Liselotte-Herman-Straße. Später beschloss Gittel in der DDR (1949 – 1989) zu bleiben und heiratete im Jahre 1963. Im Jahr 1959 stellten Gittel und ihre Tante Rosi einen Antrag auf Rückerstattung ihres verlorenen Vermögens von 10000 Reichsmark und bekamen schließlich nach sieben Jahren Prozessdauer nur knapp 2000 D-Mark erstattet.

Etwa eine Viertelmillion jüdischer Flüchtlinge hielten sich nach Kriegsende außerhalb ihrer Heimatländer auf. Da sie weder an ihre alten Wohnorte zurückkehren noch sich in einem anderen Land neu ansiedeln konnten, sammelten sich diese sogenannten Displaced Persons (DP) in den westlichen Besatzungszonen der Siegermächte amerikanische, britische, französische und russischer Besatzungszonen in Deutschland und Österreich, aber auch in Italien. In DP-Lagern harrten sie meist mehrere Jahre aus. Eine schnelle Lösung des Flüchtlingsproblems war angesichts der Einwanderungspolitik vieler Staaten nicht gegeben. Nach und nach begannen die DPs, sich in den Lagern einzurichten. Wie schon anfangs erwähnt wurde machten sich viele Menschen und ihre Familienangehörigen sorgen. Nach dem Deutschland besiegt wurde, wurde erstmals öffentlich bekannt, dass Millionen von Juden und anderen Zielgruppen in Konzentrationslager deportiert und umgebracht wurden.

Nach dem Ende vom 2. Weltkrieg begannen die Strafprozesse zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Im Justiz Palast Nürnberg wurden vom 20. November 1945 bis zum 14. April 1949 die Kriegsverbrecherprozesse durchgeführt. Am 15. November 1945, also fünf Tage davor, begangen die Dachauer Prozesse vor dem Amerikanischen Militärgericht. Angeklagt wurden sie wegen „Verschwörung gegen den Frieden“, „Verbrechen gegen den Frieden“, „Kriegsverbrechen“ und „Verschwörung gegen die Menschheit“.

Erstmals berichteten die NS-Verbrecher stolz ihre Tat, bis ihnen die Strafen bewusst wurden und sie anfingen erhebliche Angst zu bekommen. Nun versuchten sie es zu leugnen, sich zu verstecken oder zu fliehen. Die Flucht erfolgte meist über die "Rattenlinie" mit Zwischenstopp in Italien und mit Argentinien als Ziel. Mit organisiert wurde die Flucht vom amerikanischen Geheimdienst und der katholischen Kirche. Ein Papst verhalf ihnen in Italien zu einer neuen Identität und zur Weiterreise nach Südamerika. Aber nicht alle flohen dort hin. Einige gingen auch nach Spanien, wegen der dort geführten Diktatur von Francisco Franco.

In Deutschland fing man mit der juristischen Aufarbeitung des Holocausts an. In den Familien und in der Öffentlichkeit wurde darüber nicht aufgeklärt, die Beteiligung an der Shoa von Eltern, Großeltern und anderen Verwandten verschweigen. Man klärte nur über den Alltag im Krieg auf und wie die Soldaten ihn bewältigten. Durch den im Jahr 1961 live aufgenommenen und ausgestrahlten Prozess in Israel von Adolf Eichmann, welcher der Organisator der Deportationen, Massenerschießungen und Konzentrationslager war, wurde vor allem für die Öffentlichkeit ein ganz neues Ausmaß an Grausamkeit bewusst, von welchem die ausgehen mussten. Von diesem Zeitpunkt an, wurden verschärftere Prozesse durchgeführt und 24 weitere Täter wurden zu einer gerechten Strafe verurteilt. Auch in der Bevölkerung war ein deutlicher Umschwung zu merken. Der 9. November wurde als Gedenktag an die Shoa eingeführt und es wurden unter anderem einige Straßen umbenannt. Im Gegensatz zum Osten Deutschlands, welcher es immer noch etwas verdrängte, setzte sich vor allem der Westen Deutschlands mit dem Thema auseinander.

Auch heute noch wird über das Thema beispielsweise mit Serien oder Filmen über den Holocaust aufgeklärt. Ein bekanntes und gutes Beispiel ist die vierteilige US-Amerikanische Serie "Holocaust“ aus dem Jahr 1979.


Quellen:
Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1990-032-29A / Unknown author / CC-BY-SA 3.0,

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